Artus und der gläserne Berg

Stammesfehden halten Britannien in Atem, denn der römische Adler hat die Insel längst verlassen, und an der Ostküste landen die Boote der Sachsen. In dieser Zeit der allgemeinen Unsicherheit setzt der Druide Merlin auf die Geburt eines Kindes, das Frieden und Gerechtigkeit bringen soll. Er macht sich dabei das Verlangen des Despoten Uther Pendragon zunutze. Uther begehrt die Fee Igraine aufs Heftigste und gelangt schließlich in der Gestalt ihres Mannes in Igraines Schlafgemach. Das in dieser Nacht gezeugte Kind wächst unter Merlins Schutz im Verborgenen auf – Artus.
 
Als im Umfeld eines Turniers ein längst vergessenes Schwert vom jugendlichen Artus aus dem Stein gezogen wird, scheint sich die Geschichte tatsächlich zu wenden. Nicht zuletzt unter dem Einfluss der Piktin Guinevere, die Artus zur Hochzeit einen runden Tisch schenkt, beginnt nun eine Zeit des Atemholens.
 
Artus bemüht sich um Gerechtigkeit und um den Ausgleich zwischen den Traditionen Britanniens und dem Weg des jungen Christentums. Doch die Schatten der Vergangenheit holen ihn ein. Seine Halbschwestern tauchen auf. Morgan, die Uther Pendragon vergiftet hat, um ihre Mutter zu rächen, hetzt ihren Geliebten Accolon auf Artus. Und Morgause eröffnet ihm, dass er einen Sohn hat – Mordred. Dieser macht seinem Vater sogleich den Thron streitig. Zu allem Überfluss verliebt sich Guinevere in Lancelot, Artus´ besten Freund. Die beiden werden erwischt und das Volk fordert Guineveres Tod auf dem Scheiterhaufen, wie es das Gesetz vorsieht.
 
Und Merlin? Man hat ihn lange nicht mehr gesehen. Niemand ahnt, dass die Nymphe Nimue, der Merlin Hals über Kopf verfallen ist, ihn auf ewig in den gläsernen Berg gesperrt hat, damit er sein Wissen preisgibt. Denn Merlin, der die ganze Geschichte, dieses Zeitfenster des Friedens, geplant und in die Wege geleitet hat, weiß um das letzte Geheimnis.
 
Es wirkten mit: ROHANI-AMIRI Sara, SCHÄFER Isabelle, MUTH Magdalena, STEINWENDER Bernhard, ZIMMERMANN Clemens, KIRCHNER Viola, LANGER Stephanie, KOLLER Kevin, PIRIBAUER Veronika, PODGORZAK Sebastian, SCHMIED Maximilian, SZIVAK Caroline, VUCINIC Olivia, WOLF Benedikt, YOUSSEF Klara, YOUSSEF Julia, GUEORGUIEVA Ekatharina, GALUSZKA Lidia, JAHN Jasmin, PRZYBYLOWICZ Laura, SAVIC Nathalie, VON HERZ Saphira, KILLISCH VON HORN Helena, KNAPP Florian, KÖSSLER Florentina, MAJOR Lara, SPALLART Elena, ZHANG Daniel, KONRADSHEIM Ilona, ABIODUN Oliver, LE Bernadette, HEPPNER Maximilian, HÖBEK Elif, HOTZ Marlene, KÖLLER Laura, URBANEK Lisa-Marie, MURNBERGER Nikodemus, HALLWIRTH Marie, KRAWIELICKI Melisa, DWORAK Katja, YOUSSEF Philipp, EDER Marianne.
 
Regie: Marianne Eder, Alexander Thorwartl
Licht und Technik: Claudia Eschner, Matthias und Maximilian Leeb
Hintergrundbilder/ Masken: Walter Thorwartl
Maske: Lara Major
Leprechaun-Hüte: Hotz Marlene
Kostüme: Helena Killisch von Horn, Susanne Baur
Violinen-Stimme Elfenball: Barbara Ruth
Choreographie/Tanz: Stefanie Gewessler
Plakat: Helena Killisch von Horn, Elena Spallart, Alexander Thorwartl
Fotos: Martin Pitschieler

Von Feen und Elfen –
wieder eine überzeugende Produktion der Gruppe „Darstellendes Spiel“

„Artus und der gläserne Berg“ nennt sich das Stück, das heuer im heißen Juni an vier Abenden aufgeführt wurde. Dieses Mal hat sich der Autor, Herr Prof. Thorwartl, auf neues Terrain gewagt. Statt das Publikum, wie gewohnt, mit einer Neufassung von klassischen griechischen Sagen zu unterhalten und zu bilden, widmete er sich dieses Mal der schier unüberschaubaren Welt der britannischen Artus-Sage.
 
Work in Progress
Wieder ist es ein Mammut-Werk geworden. Dreißig Szenen reihen sich aneinander. Feen und Elfen bevölkern die Bühne, kriegerische Piktinnen, natürlich Artus und seine unsympathische Familie und nicht zu vergessen die Nymphe Nimue (verkörpert durch Melisa Krawielicki) und der Druide Merlin, Sohn eines Dämons, dessen Geheimnis erst in der allerletzten Szene aufgeklärt wird. Dieses Originalwerk des Autors ist – so wie jedes Jahr – nach Recherchen und ersten Szenen im Sommer erst im Laufe des Schuljahrs entstanden. Je nach Bedarf wurden immer wieder neue Szenen hinzugefügt, um jedem teilnehmenden Schüler/ jeder Schülerin eine geeignete Rolle sozusagen auf den Leib zu schreiben. So entstand ein Bühnenstück für fast 50 Akteure mit einer Aufführungsdauer von beinahe drei Stunden.
 
Düstere Stimmung
Irische Musik und tanzende Feen ließen vor dem geistigen Auge der Zuschauer die kühlen, nebligen Wälder Britanniens entstehen, was angesichts der tropischen Temperaturen im Saal keine leichte Aufgabe war.  Die Handlung war durchwegs düster. Effektvoll wurde gemordet (etwa durch Morgan le Fay Katja Dworak), gefoltert und gestorben, viele Szenen waren nichts für schwache Nerven oder Mägen.
Es gab weniger aktuelle Anspielungen als in den letzten Jahren. Nur am Anfang wurde auf heutige politische Verhältnisse (z.B. Donald Trump) Bezug genommen bzw. satirisch auf die Bürokratie angespielt, die in der Behandlung von Notfällen Vorrang hat gegenüber der Behandlung (Laura Köller verkörperte die formularbesessene Therapeutin, Marlene Hotz und Lisa Urbanek trieben als Quälgeister ihr Unwesen). Im Laufe des Stückes aber verschwanden diese Gegenwartsbezüge dann völlig und die Sage von Artus nahm ihren Lauf. Wahrscheinlich ist es ohnehin nicht nötig, immer explizit auf die Jetztzeit zu verweisen, da in Mythen dieser Art viele grundsätzliche Fragen abgehandelt werden, welche die Menschheit zu allen Zeiten beschäftigen, hier die Fragen nach Macht, Gerechtigkeit und Versöhnung der Gegensätze.
 
Komische Elemente
Seltener als gewohnt, aber doch immer wieder gab es auch etwas zu lachen. In erster Linie sind hier die „Nüsse“ zu erwähnen, eine absurde Leprechaun-Truppe von Unterstützern von König Artus, die direkt aus dem Monty Python-Film „Die Ritter der Kokosnuss“ entkommen zu sein scheinen. Insbesondere köstlich war Sebastian Podgorzak als ihr Anführer Sgilti Leichtfuß mit Pelzhaube und Lederhose. Auch Maximilian Heppner als Elf Diundradhar und Bischof bescherte dem Publikum einige sehr witzige Szenen.
 
Schauspielerische Leistungen
Die Leistung des gesamten Ensembles war erstaunlich. Nach dem Abgang vieler begnadeter Schauspieler (durch Matura) im vergangenen Jahr hatte man ja befürchten müssen, dass man den Verlust im heurigen Jahr merken wird, dass die Truppe einfach an die Glanzleistungen der vorigen Jahre nicht mehr herankommen wird. Zum Glück waren diese Befürchtungen aber absolut unbegründet. Es haben sich bereits neue Talente herauskristallisiert. Hier möchte ich besonders Benedikt Wolf als Artus anführen, weiters Florian Knapp als Merlin und Nikodemus Murnberger in einer Doppelrolle als Uther Pendragon und dessen Enkel Mordred. Unglaublich berührend war die Szene, als Artus’ Mutter Igraine (gespielt von Marie Hallwirth) ihr Baby weggenommen wird.
Es ist wohl dem großartigen Regie-Team um Prof. Eder und Prof. Thorwartl zu verdanken, dass wirklich alle Akteure professionell agierten. Hier sehe ich als treuer Fan des Darstellenden Spiels durchaus eine Entwicklung. Während man früher doch einigen Akteuren, v.a. jenen in kleineren Rollen, ihre Nervosität angesehen hat und sie zu leise oder zu schnell oder zu wenig ausdruckvoll gesprochen hatten, war das dieses Mal nie zu bemerken. So wurde die Aufführung eine eindrucksvolle Ensemble-Leistung.
 
Fazit
Insgesamt kann ich allen Beteiligten, auch den vielen nicht namentlich erwähnten, herzlich zu dieser Produktion gratulieren. Nur eine Sache hätte die Aufführung noch besser gemacht: eine Klima-Anlage im Saal!
 

Mag. Ingrid Rößler